Auswirkungen geopolitischer Krisen auf Kapitalmärkte

Zusätzlich zum Krieg in der Ukraine steht mit dem Terror-Angriff der Hamas in Israel von Anfang Oktober der nächste geopolitische Konflikt im Raum, der unsägliches Leid für die Betroffenen mit sich bringt. Auch wenn es vor diesem Hintergrund schwerfällt, über die Auswirkungen solcher Konflikte und Krisen auf die Kapitalmärkte zu sprechen, so möchten wir nachfolgend dennoch kurz Stellung zu diesem Thema nehmen.

Ausgangspunkt unserer Überlegungen ist eine Analyse von LPL-Research zur Aktienmarktentwicklung nach vorhergehenden geopolitischen Ereignissen am Beispiel des amerikanischen Aktienmarktes, dem weltweit größten und liquidesten Handelsplatz der Welt. In dieser Analyse wird repräsentativ der S&P 500 – Index (Standard & Poor’s 500) betrachtet, der die Aktien der 500 größten börsennotierten US-amerikanischen Unternehmen umfasst und zu den meistbeachteten Aktienindizes der Welt gehört.

Quelle: https://lplresearch.com/2023/10/10/assessing-potential-market-impact-of-israel-hamas-war/

Die Tabelle zeigt, dass der durchschnittliche Kursverlust am US-Aktienmarkt am ersten Tag des Bekanntwerdens einer geopolitischen Krise "lediglich“ 1,1% betrug. Bis zu seinem anschließenden Tief nach durchschnittlich 19 Tagen hat der US-Aktienmarkt insgesamt im Mittel rund 4,7 % verloren. Die Zeit bis zur vollständigen Erholung der Verluste betrug 42 Tage. Mit anderen Worten: Der US-Aktienmarkt hat sich bei geopolitischen Schocks, einschließlich Kriegen und anderen militärischen Konflikten, die Jahrzehnte zurückreichen, historisch allenfalls leicht negativ entwickelt, wobei die durchschnittliche Erholung etwa zwei Monate dauerte. Die Erholungszeiträume waren also kurz und die Gefahr für den Investor, die Erholung durch ein „vorübergehendes Aussteigen“ aus dem Aktienmarkt zu verpassen, entsprechend hoch. Ganz abgesehen davon, dass selbst bei rechtzeitigem Ausstieg völlig unklar ist, ob auch der rechtzeitige Wiedereinstieg gelingt.

Nun kann man zu dem Ergebnis der vorgestellten Analyse einwenden, dass der US-Aktienmarkt aufgrund der militärischen Vormachtstellung der USA eine Sonderstellung unter allen Aktienmärkten einnimmt, und auch deshalb vergleichsweise „wenig“ gelitten hat. Dies ist korrekt. Auf der anderen Seite spricht dies aber auch weiterhin für eine hohe Gewichtung des US-Aktienmarktes in unseren Kundendepots.