Champions League und Kreisklasse – das Spar- und Anlageverhalten der Deutschen
Die Deutschen sparen zwar wie die Weltmeister. Wenn es aber darum geht, wie sie ihr Geld anlegen, sind sie eher Kreisklasse.
Keine Frage. Allen Niedrigzinsen zum Trotz sparen die Deutschen fleißig weiter und werden in der Summe immer reicher. Im kommenden Jahr wird das Geldvermögen der Bundesbürger nach Berechnungen der Bundesbank um rund 5% auf dann 5,7 Billionen Euro steigen. Dass das Vermögen der Deutschen nicht noch stärker wächst, ist dabei vor allem ihrer Risikoaversion geschuldet. Denn mehr als zwei Billionen Euro des Geldvermögens werden auf weitgehend zinslosen Festgeld- und Sparkonten gehortet. Gibt es dafür einen guten Grund?
Ja und Nein. Laut Bundesbank gehört die Rendite ihres Kapitals nur für rund ein Viertel der Bundesbürger zu den drei wichtigsten Kriterien beim Vermögensaufbau. Andere Faktoren sind den meisten wichtiger. So steht für über 50% der Sparer bei der Kapitalanlage das Thema Sicherheit im Vordergrund. Auf Platz zwei und drei folgen Flexibilität sowie kurzfristige Verfügbarkeit. Erst an vierter Stelle wird von den meisten Deutschen der Renditeaspekt genannt. Gerade in Zeiten großer Unsicherheiten neigen viele Sparer zu den altenhergebrachten deutschen Tugenden wie Sparsamkeit und Vorsicht. Zu diesem Ergebnis kommt auch eine aktuelle Studie der Sparkassengruppe. Die wichtigsten Kriterien für den Vermögensaufbau sind auch dort Sicherheit, Flexibilität und Verfügbarkeit. Die Rendite folgt wiederum abgeschlagen auf dem vierten Platz.
Ohne risikoreichere Anlagen, wie unternehmerische Beteiligungen (Aktien) oder Immobilien, lässt sich in einer quasi Nullzinsphase allerdings kein Vermögen real, d.h. nach Inflation, erhalten oder gar vermehren. Zwar ist diese Erkenntnis den meisten Bundesbürgern bewusst, ihr Anlageverhalten haben sie zumindest in Bezug auf Aktien deswegen dennoch kaum verändert. Lediglich die Nachfrage nach Betongold ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. So sieht mehr als die Hälfte der Bevölkerung in einem Eigenheim das beste Mittel für den Vermögensaufbau und nicht viel weniger Menschen schreiben einer vermieteten Immobilie die beste Eignung zu. Sachwerte in Form von Aktienanlagen spielen in diesem Zusammenhang eher eine Nebenrolle und stehen kaum im Fokus der Anleger.
Macht das Sinn? Denn schließlich sind die Immobilienpreise in Deutschland in den vergangenen Jahren kräftig gestiegen und haben sich vielerorts verdoppelt. Deutsche und viele internationalen Qualitätsaktien kosten dagegen heute kaum mehr als vor rund 10 Jahren und bieten bei kurzfristiger Verfügbarkeit vielfach eine Dividendenrendite von 3% und darüber. Da können keine normale Zinsanlage und auch kaum eine Immobilie mithalten.
Sparen wie die ein Weltmeister, anlegen auf Kreisklasseniveau. Ganz anders verhalten sich die US-Amerikaner. Dort ist zwar die Sparquote nicht einmal halb so hoch wie hierzulande. Aber trotz der niedrigen Ausgangsbasis sind die US-Amerikaner beim Vermögensaufbau erfolgreicher als die meisten Bundesbürger. So konnten die US-Haushalte ihr Vermögen seit 1981 kontinuierlich stärker steigern als die Deutschen. Die US-Amerikaner geben zwar mehr aus, sie erwirtschaften aber trotzdem größere Vermögenszuwächse als die meisten Bundesbürger.
Können wir an dieser Stelle etwas von den US-Bürgern lernen? Ja, die Erklärung ist einfach. Die Amerikaner haben keine Angst vor Aktienanlagen. Diese schwanken zwar naturgemäß stärker als Sichteinlagen. Mittel- bis langfristig wird der Anleger dafür aber mit einer deutlich besseren Wertwicklung entlohnt.