Das Ende des zinslosen Risikos – KzV November 2022
Die Inflationsrate in der Europäischen Union stieg im September 2022 auf 10,9 % gegenüber dem Vorjahresmonat - die höchste Inflationsrate seit Bestehen der EU. Im Zuge dessen erhöhte die Europäische Zentralbank (EZB) auf ihrer letzten Sitzung im Oktober erneut die Zinsen um 0,75 Prozentpunkte, um der weiterhin deutlich zu hohen Inflation entgegenzuwirken.
Die Straffung der Geldpolitik durch die Notenbanken zur Bekämpfung der Inflation führte in diesem Jahr weltweit zu einem im historischen Vergleich außergewöhnlich kräftigen Zinsanstieg. Dieser Zinsanstieg bewirkte, dass selbst Anleihen höchster Bonität, wie deutsche Bundesanleihen, im Jahresverlauf zweistellige Kursverluste hinnehmen mussten, wie die nachfolgende Abbildung zeigt.
Auch wenn die derzeit hohe Inflation noch zu weiteren Zinserhöhungen der Notenbanken führen dürfte, sehen wir dennoch Licht am Ende des Tunnels. Denn die Inflationserwartungen für die kommenden Jahre sind zuletzt deutlich gesunken, während gleichzeitig die Rendite von Bundesanleihen in diesem Jahr deutlich gestiegen ist.
Bei abnehmender Inflation und anziehenden Zinsen ist mittelfristig damit zu rechnen, dass sogar die reale Rendite von Bundesleihen, die sich aus der Differenz der nominalen Rendite und der Inflationsrate ergibt, nach vielen Jahren wieder positiv wird. Dies lässt sich bereits an den (realen) Renditen inflationsgeschützter Bundesanleihen ablesen, die im langen Laufzeitenbereich an der Null-Linie „kratzen“.
Für Anleger und Vermögensverwalter sind dies gute Nachrichten. Denn vor diesem Hintergrund werden zunehmend auch risikoarme Anlagen wieder attraktiv, die aufgrund der Negativzinsphase (Stichwort: zinsloses Risiko) in den letzten Jahren eher gemieden wurden.
In den letzten Wochen haben wir die zuvor beschriebene Entwicklung sowie die sehr gute Entwicklung des US-Dollars zum EUR zum Anlass genommen, das Währungsrisiko im risikoarmen Teil unserer Vermögensverwaltungsdepots durch den Verkauf von globalen Anleihen zu reduzieren. Den Erlös haben wir unter anderem in deutsche Pfandbriefe mit einem erstklassigen Rating investiert, die wieder eine ansehnliche Rendite aufweisen.