Lernen aus historischen Renditen – KzV Mai 2022

Nach einem oft zitierten Spruch, der meist Mark Twain zugeschrieben wird, wiederholt sich Geschichte zwar nicht, aber sie reimt sich. Im übertragenen Sinne gilt dies auch für die Entwicklung an den Kapitalmärkten und zwar insofern als aus der Analyse historischer Renditen Erkenntnisse gewonnen werden können, die für Anlageentscheidungen, die zwangsläufig die ungewisse Zukunft betreffen, wichtig sind.

Das Standardwerk und damit die Referenz für historische Renditen ist das „Global Investment Returns Yearbook“, das seit dem Jahr 2000 von den Autoren Dimson, Marsh und Staunton von der Cambridge University bzw. der London Business School erstellt und jährlich aktualisiert wird. In Zusammenarbeit mit der Bank Credit Suisse liegt es seit Februar als Jahresausgabe 2022 vor. Eine Zusammenfassung findet sich unter https://www.credit-suisse.com/ch/en/about-us/research/research-institute.html.

Wie in jedem Jahr, so analysieren und interpretieren die Autoren des Global Investment Returns Yearbook auch in der Ausgabe 2022 die langfristigen Renditen, Risiken und Diversifikationswirkungen von Aktien-, Anleihen- und Festgeld-Anlagen von insgesamt 35 Ländern, wobei die Finanzdaten bei den meisten dieser Länder bis zum Jahr 1900 zurückreichen. Vor dem Hintergrund der derzeit kräftig anziehenden Zinsen und Inflationsraten behandelt die diesjährige Ausgabe darüber hinaus schwerpunktmäßig die Frage, wie Aktien-, Anleihen und Festgeld in der Vergangenheit in einem derartigen Umfeld abgeschnitten haben und welche Erkenntnisse sich daraus für die nähere Zukunft ableiten lassen.

Wie Sie auch der Presseinformation der Credit Suisse zum Yearbook 2022 entnehmen können, lassen sich die wesentlichen Ergebnisse aus der Analyse der historischen Renditen wie folgt zusammenfassen:

  • Die Wertentwicklung von Aktien hat in allen 35 Märkten Anleihen, Festgeld und Inflation deutlich hinter sich gelassen. Seit 1900 erzielten Aktien mit durchschnittlich 5,3% Rendite pro Jahr nach Abzug der Inflationsrate (Realrendite) eine um 4,6% pro Jahr bessere „Performance“ als Festgeld. Anleihen sind sie um 3,2% pro Jahr überlegen.
  • Seit 1900 hat sich der US-Aktienmarkt mit einer annualisierten Realrendite von 6,7 % am besten entwickelt. Sein Anteil am weltweiten Aktienmarkt hat sich auf erstaunliche 60 % vervierfacht.
  • Die Autoren widerlegen die Behauptung, dass sich mit zehn bis zwanzig Aktientiteln eine breite Diversifikation eines Aktienportfolios gewährleisten lässt.
  • Steigende Zinsen und Inflation wirkten sich in der Vergangenheit deutlich negativ auf die Realrenditen von Aktien, Anleihen und Festgeld aus. Relativ betrachtet schnitten Aktien dabei zwar am besten ab. Sie erzielten aber dennoch nur eine geringfügig positive Realrendite, während Anleihen und Festgeld deutlich negative Realrenditen aufwiesen.
  • Die Globalisierung hat internationalen Anlegern in die Karten gespielt. Im Laufe der letzten 50 Jahre haben globale Anlagen in den meisten Ländern ein besseres Chance-Risiko-Profil generiert als Beschränkungen auf das Inland.
  • Anleger aus kleineren Märkten und Schwellenländern konnten größeren Nutzen aus einer globalen Diversifikation ziehen als Anleger aus Industrieländern.
  • Die negative Aktien-Anleihen-Korrelation seit den späten 1990ern hat dazu geführt, dass ein gemischtes Aktien-/Anleihen-Portfolio risikoadjustiert eine sehr attraktive Rendite erzielen konnte.

Dimson/Marsh/Staunton leiten aus diesen Ergebnissen folgende wesentlichen Erkenntnisse und Empfehlungen für Anlageentscheidungen ab:

  • An Aktienanlagen führt auch in einem Umfeld mit anziehenden Zinsen und Inflationsraten kein Weg vorbei. Die zu erwartende Realrendite von Aktien dürfte in einem solchen Umfeld allerdings deutlich geringer ausfallen als sonst.
  • Diversifikation trägt unzweifelhaft zur Risikominderung bei und bewirkt, dass Anleger bei einem geringeren Risikoniveau dieselbe Rendite oder bei gleichem Risikoniveau eine höhere Rendite erzielen können.
  • Die Autoren empfehlen allen Anlegern, global und anlageklassenübergreifend zu investieren.

Wie unsere Kunden wissen, setzen wir dies seit jeher konsequent in den von uns verwalteten Depots um und fühlen uns durch die Erkenntnisse und Empfehlungen von Dimson/Marsh/Staunton umso mehr bestätigt, an unserem Investmentansatz festzuhalten.

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